Referent: Beat Wyss, Staatliche Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe
Dantes "Göttliche Komödie" ist ein Palimpsest der
Moderne. Das siebenhundertjährige Literaturmonument gleicht jenen
Kathedralen, die erst im Industriezeitalter vollendet oder aber
zerstört wurden. Wie Dan Browns Weltbestseller "Inferno" beweist, birgt
dieses Vermächtnis mittelalterlichen Strafgerichts und
Heilsversprechen auch nach der Postmoderne Stoff für Albträume.
Der Vortrag beschreibt den späten Erfolg und das
Nachwirken von Dantes Leben und Werk als Kunstfigur. In der Gestaltung
der Sixtina zeigt sich ein Michelangelo, der sich als Dante der Malerei
versteht. Fritz Langs "Metropolis" übersetzt den Trimmpfad des
Florentiner Dichters durchs Fegefeuer in die Filmsprache des
Expressionismus. Guiseppe Terragnis geplantes Danteum im Geist des
italienischen Faschismus führt zur Einsicht, dass die Hölle zwar
spannender, aber unlebbar, der Himmel hingegen wohl erstrebenswert,
aber fad ist.
Datum: Mittwoch, 22.01.14
Uhrzeit: 19:15 -
20:15 Uhr
Veranstalter: Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft I
Veranstalter: Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft I
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